Xiao Jun

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Maria Schmidt

mariagruettner@hotmail.com

 

Der Sternenhimmel in CHINA

 

 

         Wenn Sternenfreunde nach China reisen, richten sie ihre Neugier auch auf die chinesische Astronomie. Man weiß so wenig, und selbst, wenn man herumstöbert, erfährt man höchstens, daß es im alten China so wie im alten Ägypten und in Babylon astronomische Erkenntnisse gegeben habe, aber welche?

 

         Mitten in Peking – Beijing sagen die Chinesen – mitten in Beijing also, zwischen den gewaltigen, verkehrumspülten Wolkenkratzern des neuen China    steht wie ein Fremdling aus versunkener Zeit ein festungsartiges  Gebäude, über dessen Zinnen die Silhouetten astronomischer Beobachtungsgeräte in den hellen Himmel ragen. Es ist das gut 500 Jahre  alte kaiserliche Observatorium.

 

 

Das kaiserliche Observatorium in Beijing

 

Durch ein respekteinflößendes Tor betritt man den Innenhof. Hier ist es still, kein Laut der Stadt dringt durch die dicken, fensterlosen  Mauern, schwer wohnt die Sommerhitze in den hohen, reglosen Bäumen. Die wenigen Besucher zieht es zunächst in die Kühle der Purpurhalle dem Ausstellungsraum des Observatoriums.

 

 

Die Purpurhalle des Observatoriums

 

Seit wann hat man sich in China Gedanken über die Gestirne gemacht?

 

 

Tonscherbe, ca. 3000 v. Chr.

 

Es werden Abbildungen von ca. 5000 Jahre alten Tonscherben gezeigt, auf denen man die Sonne  im Zentrum eines unterbrochenen Ringes sieht, dessen beide Enden in je einem dunklen, kugelförmigen Körper münden. Ist es eine zu kühne Annahme, man habe in China schon in dieser Zeit  eine Ahnung vom Umlauf der Erde um die Sonne gehabt?   

 

        Im alten China  wurden in den sieben Sternen des Nordens wie bei uns ein Wagen gesehen. 

 

 

Truhe, ca. 350 v. Chr.

 

    Die lackierte Truhe aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. zeigt den Wagen, welcher von den 28   Mondhäusern umgeben ist. Zu beiden Seiten der Mondhäuser erscheint der Drache, in China das  göttliche Symboltier für Glück und Wohlergehen.     Die beiden Drachenbilder weisen  auf  die dem Wagen benachbarte  Sternengruppe hin, den Drachen.

 

 

 

Zeichnung, ca. 150 n. Chr.

 

      Diese Zeichnung des Himmelswagens stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.. Hier ist der Wagen das Gefährt des Kaisers, der als  Himmelssohn den  Göttern gleichgesetzt ist und somit zusammen mit den anderen Göttern Chinas seine Wohnung am Fixpunkt des Himmels hat. In seinem Wagen umrundet der Kaiser seine himmlische Heimstatt und wird  von Vögeln und von einem Drachen begleitet, der, wie schon erwähnt, als Sternbild die himmlische Wohnung des Kaisers umgibt. Den Drachen nennt man in China auch Tsi Kung, den Palast des Himmlischen Herrschers.

Würdenträger des Reiches begleiten den kaiserlichen Wagen und bitten um des Himmelssohnes Segen.

 

    Die Vorstellung, daß der ruhende Pol des Himmelsgewölbes die Wohnstatt der Götter sei, welche von den Bildern des  heiligen Drachens und des göttlichen Wagens umrundet wird, hat das alte China mit dem europäischen Norden gemeinsam. Auch in Alteuropa hielt man den Himmelspol für die Wohnung der Götter, welche vom Wagen des Gottes Thor und vom heiligen Drachen umgeben ist. Wie im alten Europa ist in China bis auf den heutigen Tag der Norden die heilige Richtung, in welcher sämtliche Bauwerke, Kaiserliche Hallen, Tempel sowie die einfachen Wohnhäuser des Volkes ausgerichtet sind. Im Norden stehen in den Kaiserhallen der kaiserliche Thron, in den Tempeln die Altäre der Götter, in den Wohnhäusern die Andachtstätten für die Ahnen.

   

    Es liegt nahe, daß die beschriebenen Gemeinsamkeiten zwischen China und Europa auch einen gemeinsamen Ursprung haben. Wo ist er zu suchen? Der Ursprung des Gedankens, daß der  Himmelspol die Wohnstatt der Götter sei, welche von hier aus die Bewegungen des Himmelsgewölbes lenken, kann nur aus  einer  Weltgegend stammen, wo der Himmelspol hoch am Himmel steht. Das bedeutet,  daß das Bild  noch zu vorgeschichtlichen Zeiten von Nordeuropa in die südlicheren Breiten Chinas gewandert  sein muß. S. Geschichte des Großen Wagens

 

    Eine Abteilung der Ausstellung beschäftigt sich mit den Weltbildern des alten China. Der das Observatorium betreuende Astronom Xiao   Jun       gibt Erklärungen dazu ab:

     Er berichtet, daß schon der chinesische Astronom Boya  vor 4000 Jahren  vom harmonischen Zusammenklang der Gestirne gesprochen habe. Im Abendland kennt man die sog.  Sphärenmusik erst seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. durch den griechischen Philosophen Pythagoras, der folglich bei uns  als der Schöpfer dieser schönen Vorstellung gilt.

    Gibt es eine Verbindung zwischen China und dem alten Hellas?

 

    Um 1300 v. stellte man sich in China die Erde als rechteckigen, schwebenden Körper vor, der  vom kugelförmigen Himmel umgeben wird. 

 

    Um die Zeitenwende ist  der  Buddhismus aus Indien nach China gekommen und mit ihm eine neue Vorstellung vom Kosmos, die Vorstellung vom unendlichen All, in welchem weder die Erde noch andere Himmelskörper von einer Himmelskugel umgeben werden, sondern wo die Gestirne  in unendlicher Zahl im grenzenlosen Raum umeinander kreisen. Die Gestirne, somit auch die Erde,  wurden aufgrund ihrer immerwährenden Bewegung kugelförmig vorgestellt. Das grenzenlose All wurde beschrieben  vom chinesischen Astronom Dey Mu (1247 - 1306).

 

    Erst 200 Jahre später tauchte die Idee vom unendlichen All erstmals in Europa auf. Nikolaus von Kues (1401 - 1467) unternahm im Jahre 1440 im Auftrage der römischen Kirche eine Schiffsreise nach Byzanz. Beim Anblick des Sternenhimmels, welcher sich in geheimnisvoller Tiefe über das ägäische Meer wölbte, sei ihm wie ein göttliche Eingebung der Gedanke des nirgendwo endenden Kosmos gekommen, in welchem sich die Gestirne  nach ihren eigenen Gesetzen bewegen.

    Hatte der Kusaner tatsächlich einen  göttlichen Einfall oder  war der Gedanke der kosmischen Unendlichkeit zu der Zeit schon vom Osten westwärts gewandert?

    Lange noch hat es gedauert, bis das grenzenlose All auch im Abendland Anerkennung fand. Noch im Jahre 1600  wurde Giordano Bruno, der den Gedanken in seinen Schriften aufgegriffen hatte, in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

   

    Im alten China sah man den Kosmos als eine Ganzheit an. Das bedeutet,  jedes Einzelne  ist Teil des Ganzen, in welchen das Ganze immer mit enthalten ist. Anders gesagt: Der Makrokosmos spiegelt sich als Mikrokosmos in allen seinen Teilen wider. So wurden  die irdischen Geschehnisse nicht für sich allein, sondern als Reflex der himmlischen Bewegungen betrachtet. Aufgabe der kaiserlichen Astronomen war es demnach, den Himmel auf Unregelmäßigkeiten    zu beobachten und den Himmelssohn  beizeiten davon  zu unterrichten, damit im Falle von drohendem Unheil Vorkehrungen getroffen werden konnten.  Das Museum besitzt astronomische Aufzeichnungen aus der Zeit von 1300 v. Chr. bis  1911 n. Chr., welche alle in dieser Zeit anfallenden stellaren Ereignisse wie Sonnenfinsternisse, das Auftauchen von Kometen sowie   die im Jahre 1054 auf Erden sichtbare Supernova   festgehalten haben.

 

    Im Hof des Observatoriums sind Abbildungen der europäischen Astronomen ausgestellt, die nach der Zeitenwende nach China kamen und hier arbeiteten, darunter der deutsche Jesuitenpater  Johann Adam Schall von Bell  (1592-1666)

 

 

    Auf der Plattform des Observatoriums sind die alten Beobachtungsinstrumente der kaiserlichen Astronomen gen Süden aufgestellt und zeichnen sich in schönen Silhouetten vom hellen Himmel ab.

    Die bronzenen, meist mit dem heiligen  Drachen geschmückten Geräte sind in der Zeit von 1400 - 1600 entstanden. Sie alle wurden  um das Jahr 1900 während des sog. Boxeraufstandes, wo die Chinesen in einem Verzweiflungskampf versuchten, sich von der europäischen Ausbeutung des Landes  zu befreien, von den Acht Mächten verschleppt. Im Jahre 1921 gelang es der damaligen chinesischen Regierung,  die Instrumente zurückzubekommen. China hat die Demütigung nicht vergessen. Auf einer mehrsprachigen Tafel werden die Besucher auf die Vorkommnisse hingewiesen.

 

 

Sextant

   

    Dieser Sextant stammt aus dem Jahre 1673. Mit ihm wurden Winkel zwischen zwei Gestirnen gemessen.

 

 

Quadrant

 

    Mit dem Quadranten vom gleichen Jahr wurden die Höhen der Himmelskörper ermittelt.

 

 

 

Armillasphäre

 

   Mit der Armillasphäre von 1744 konnten ebenfalls die Höhe von Himmelskörpern gemessen werden.

 

 

 

Himmelsglobus

 

     Der Himmelsglobus stellt den Azimut von Gestirnen fest.

 

    Über einen Kontakt (englische Sprache) mit dem Deutschen Museum und seinen Besuchern würde sich der Leiter des Kaiserlichen Observatoriums Xiao Jun freuen. E-mail s.o..

 

                                     

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